Ich habe hier ja mal wieder lange nichts geschrieben, das alte Zeitproblem halt… Da ich jetzt krank zu Hause bin, und sowieso nichts weiter zu tun habe, hatte ich Zeit über Einiges nachzudenken. Nicht, dass ich sonst nicht nachdenke, aber ich habe zu Weihnachten das Buch Kinder der Freiheit (Jahrhundert-Trilogie, Band 3) von meinen Schwiegereltern bekommen (vielen Dank übrigens noch mal). Gestern habe ich die letzte der 1200 Seiten gelesen. Auch wenn die Meinungen zu dem Buch in den Rezensionen geteilt sind, fand ich es doch sehr spannend. Zumal ja die Geschichte von 1961 bis 2008 erzählt und somit auch ein großer Teil meines Lebens dort stattgefunden hat.

Mir ist klar, dass es ein Roman ist, in dessen Erzählung die „echte“ Geschichte integriert ist und deshalb wahrscheinlich einige Dinge nicht 100 prozentig stimmen. Aber in den meisten Fällen gab es trotzdem das „Aha“ Erlebnis, weil unscharfe Erinnerungen aus dem Geschichtsunterricht und aus eigener Erfahrung aufflackerten.

Auf der anderen Seite lernt man trotzdem noch einige Dinge hinzu. Und mir persönlich läuft es immer wieder kalt den Rücken runter, wenn ich an die Kuba Krise denke. So knapp war die Welt dort vor der kompletten Auslöschung, das kann man kaum in Worte fassen. Wenn nur einer der Beteiligten dort die Nerven verloren hätte, dann gäbe es uns alle jetzt nicht.

Und das Unheil droht ja teilweise erneut. Wenn man sich anschaut, was in der Ukraine passiert, dann fragt man sich schon, was für Politiker wieder im Kreml sitzen. Sind es dieselben Hardliner, die damals die Idee Chrutschtschows unterstützen, Atomwaffen nach Kuba zu bringen? Oder fahren sie einen ganz anderen Kurs? Das überblickt ja keiner so richtig, meiner Meinung nach. Und vor allem gilt das nicht nur für Russland, sondern für alle Länder.

Wann hat das eigentlich angefangen, dass Politik soweit vom Volk selbst weg geschieht? Zu DDR-Zeiten war das Regime unantastbar. Entscheidungen wurden hingenommen, weil man sonst eine Menge Ärger bekommen hätte.

Heutzutage kann man die Regierung kritisieren, bis der Arzt kommt, aber ändern tut sich gefühlt auch nix. Die Piraten hatten ja gute Ansätze, die aber offensichtlich auch nicht praktikabel waren (Liquid Feedback usw.).

Grundsätzlich fühlt es sich für mich so an wie „die da oben“, so sollte sich Politik aber eigentlich nicht anfühlen. Man wählt doch, um einen Vertreter zu haben, der auf „höherer Ebene“ (was übrigens nicht „besser bezahlte Ebene“ sondern „abstraktere Ebene“ heißt) meine Interessen vertritt. Und ich glaube, genau da wird es schwierig, denn es gibt wahrscheinlich einfach zu viele unterschiedliche Interessen, die einfach nicht unter einen Hut zu bringen sind. Und wenn das dann lokal schon nicht funktioniert, wie komplex muss dass dann erst europaweit oder weltweit sein?

Nach dem Lesen der Trilogie von Ken Follett, habe ich mir vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn jemand in 100 Jahren über unsere Zeit schreiben würde. Es waren in allen 3 Abschnitten ja immer große Umbrüche, Revolutionen und Tabubrüche die Treiber der Geschichte. Nur welche Tabus gibt es denn heute noch? Ok, die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist noch nicht ausbalanciert, Frauen verdienen oft weniger als Männer in gleicher Position. Auch die Gleichberechtigung der Rassen in den USA ist noch nicht so, wie es sich viele der Bürgerrechtler vorgestellt haben. Es gibt also schon noch Einiges zu tun, aber richtige Schwergewichte der Ungerechtigkeit sind in der westlichen Welt ja wohl kaum noch zu finden.

Wenn man allerdings in die Schwellenländer und dritte Welt Länder schaut, sieht das schon ganz anders aus. Vielleicht sind das ja die großen Umbrüche der nächsten Generationen. Die Frage ist dann, wie viel werden wir, denen es ja gut geht, abgeben müssen um diesen Menschen zu helfen. Und sind wir bereit, dies abzugeben? Klar ist, ein (wahrscheinlich unbekannter) Preis wird dafür gezahlt werden müssen und damit meine ich nicht, die kläglichen Versuche der letzten Jahrzehnte, den Ländern unter die Arme zu greifen.

Auch die strenggläubigen Länder in denen der Islam das Gesetz ist, haben noch eine weite Reise vor sich, um auch nur annähernd an das Level von Gleichberechtigung zu kommen, was hier schon erreicht wurde. Klar es gibt immer Leute die sagen, die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau existiert nur auf dem Blatt, es wurde so gut wie gar nichts erreicht. Denen empfehle ich ausdrücklich mal diese Bücher zu lesen, denn dort ist aufgezeigt, was schon alles erreicht wurde, und vor allem, was der Preis dafür war. Ich bin auf jeden Fall froh in der jetzigen Zeit zu leben, denn damals herrschte noch viel zu viel Willkür, was die Chancengleichheit und Freiheit anging.

Als Mann hat man da wahrscheinlich auch gut reden, aber wenn ich mir meinen Mikrokosmos „Familie“ mal anschaue, dann ist es schon so, dass wir gleichberechtigt sind. Wir haben nur von vorn herein geklärt, wo unsere Stärken und Schwächen liegen, und ergänzen uns entsprechend. Es heißt ja auch nicht, dass die Frau dann unbedingt alle „Männersachen“ machen muss. Aber sie muss die Wahl haben.
Gleiches gilt natürlich auch für den Mann, sonst wäre es an dieser Stelle ja auch keine Gleichberechtigung mehr. 😉

Das gilt natürlich, wie schon oben geschrieben, für unseren Mikrokosmos. Weltweit gesehen ist das noch was völlig anderes. Ist mir klar. Meine Grundeinstellung zur aktuellen Weltpolitik ist eigentlich recht einfach: wenn die mich alle in Ruhe lassen und ich meine Familie versorgen kann, ist mir der Rest egal. Na ja ganz egal natürlich auch wieder nicht, denn ich möchte schon, dass es meinen Kindern auch in Zukunft so gut geht, wie im Moment. Und wenn drumherum alles in Schutt und Asche liegt, ist das relativ schwierig, bis unmöglich.

Aber was kann man tun? Auf die Straße gehen? Sich den dümmlichen Rattenfängern von Pegida anschließen? (auf gar keinen Fall, falls jemand mit Ironie nichts anfangen kann..) Ich habe nichts gegen den Islam, auch nicht gegen das Christentum oder Judentum und schon gar nicht gegen den Buddhismus oder Hinduismus. Soll doch jeder an die Geschichten glauben, die er am tollsten findet. Mir doch wurscht. Unlustig wird es spätestens dann, wenn Religionen andere Religionen verbieten. Das ist einfach Kacke. Klar ist auch verständlich irgendwie, ist ja wie im Fußball, da sagt der Schalker ja auch, dass Dortmund doof ist. Wenn er das nett formuliert ist das ja im Prinzip auch kein Problem, aber man sieht ja an den Hooligans oder Ultras oder wie auch immer sich die „Extremisten“ dieses Sports jetzt nennen, was draus werden kann…

Dasselbe passiert ja auch gerade mit dem Islam. Es gibt Millionen von Muslimen auf der Welt, die wahrscheinlich so ähnlich denken, wie ich, „wenn’s meiner Familie gut geht, dann passt’s schon“. Aber da kommen ein paar „Islam-Hooligans“ um die Ecke, bauen Mist, der förmlich zum Himmel stinkt und schon geht keiner mehr zum Fußball. Nein falsch, schon sind alle Muslime die „Gegner“. Ist doch völlig bekloppt so zu denken.

Andererseits hatte ich letzte Woche ein Erlebnis, was mich so richtig wütend gemacht hat. Da war ich im Supermarkt einkaufen (nach 20 Uhr, weil Kinder ins Bett bringen, Ihr kennt das ja) und auf einmal drangen relativ laute Stimmen an mein Ohr. Ich schaute die Gänge so runter und sah 1-2 türkische Familien (keine Ahnung ob’s wirklich Türken waren, so sicher bin ich sprachlich nicht, was türkisch angeht) die zusammen standen und sich angeschrien haben. Dazwischen noch ein paar Mitarbeiter des Supermarkts. Also dachte ich, dass die Situation unschön aber schon „unter Kontrolle“ ist. Im weiteren Verlauf wurde die Unterhaltung immer lauter und als ich an der Kasse war, kam die ganze Horde auf den Eingangsbereich zu. Mitarbeiter riefen:“Klären Sie das bitte draußen“, irgendwer rief:“Die Polizei ist schon unterwegs“. Na auf jeden Fall hat dann so ein junger Bengel einem älteren Mitarbeiter eine verpasst. Zog sich danach die Jacke aus um somit anzudeuten, dass er sich auf einen Kampf vorbereitete. Die halbe Portion wurde jedoch von 3 Frauen zurückgehalten und als ich nach der Unterschrift auf dem Kassenzettel wieder aufrichtete waren die „Cops“ schon da und der junge Mann in Handschellen.

Was ich so aus den Gesprächsfetzen rekonstruiert habe, hat die halbe Portion wohl eine Frau geschlagen (aus unbekannten Gründen), die ich auch noch an der Kasse mit ihrer blutigen Nase gesehen hab, daraufhin hat ihn ein anderer Mann wohl festgehalten und das hat dann zu dem Ärger geführt.

Wütend gemacht hat mich folgendes: 1. Frauen schlägt man nicht (die Regel sollte jeder kennen) 2. Wegen solcher Zwischenfälle und solchem Benehmen sind die Nazis in Deutschland wieder voll im Aufwind und genau dass sollten wir alle verhindern.

Ich weiß auch nicht, warum viele der Jugendlichen mit Migrationshintergrund so aggressiv auftreten. Ich kann da nur Vermutungen aufstellen. Wenn ich mir anschaue, wie aggressiv und ausrastend unser Kleinster wird, wenn er etwas will, wir ihn aber nicht verstehen, dann kann ich mir vorstellen, dass man das Verhalten übertragen kann. Wer kein Deutsch spricht, wird es in Deutschland schwer haben. Das ist nämlich dann ein relativ schwieriger Kreislauf: die Schulnoten sind schlechter, damit wird ein Studium schwieriger bis unmöglich und selbst eine Ausbildung zu kriegen wird dann schwierig. Wenn man dann vielleicht realisiert, dass man keine guten Chancen im Leben hat, wird man aggressiv und will es „rauslassen“. Wahrscheinlich mache ich mir das hier viel zu einfach. Die Problematik ist definitiv vielschichtiger, aber einfach zu sagen: alle Ausländer sind aggressiv und nehmen uns die Jobs weg ist ja auch nicht gerade tiefsinnig 😉

Mich würde auf jeden Fall mal Eure Meinung interessieren (falls das hier überhaupt noch irgendwer liest 🙂 )

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